Was für ein schönes Gefühl, gehalten zu sein! Verbunden mit einer Sicherheit, die völlig unabhängig von irdischen Lebenssituationen und -umständen ist und uns jederzeit auffängt.
Im Evangelium spricht Jesus davon, dass er und der Vater untrennbar eins sind. Dies gilt auch für uns – wir sind in der Nachfolge Christi untrennbar mit ihm und somit mit Gott, dem Vater, verbunden. Jedes Mal erfüllt mich ein Gefühl der Erleichterung und Entspannung, wenn ich mir dies vor Augen führe oder ich durch Erfahrungen – sowohl spiritueller, liturgischer und auch zwischenmenschlicher Art – diese Entlastung real spüren darf.
Es gibt Schicksale und Lebenssituationen, die so tiefgreifend und existenziell sind, dass ich mich im ersten Moment keinesfalls in Sicherheit wiege, sondern mir eher der Boden unter den Füßen weggerissen wird und ich mich haltlos und verloren fühle. Es scheint für diese Augenblicke, als würde mein Leben am seidenen Faden hängen. Das entspricht absolut nicht der Wahrheit. Vielleicht ist das Tau kurz gelockert – zumindest in meinem Empfinden –, doch die Verbindung ist und bleibt vollkommen massiv und stabil. Schön finde ich auch den Begriff „Tau“ – das franziskanische Symbol und der griechische Buchstabe sind sehr passende Homonyme (äußerlich gleiche Ausdrücke, die für verschiedene Begriffe stehen). Ich trage das Tau als Kette um meinen Hals und es ist mir zur Gewohnheit geworden, es fest mit der Hand zu umschließen, wenn ich mich in herausfordernden oder sogar bedrohlichen Situationen befinde. Das vom Heiligen Franziskus gewählte Tau-Kreuz ist ein Zeichen des Segens und des Friedens – sowohl innerlich als auch äußerlich. Es spendet Trost, Kraft und Freude und drückt aus, dass wir alle von Gott erwählt sind und unter seinem Schutz stehen. Durch das Tragen des Tau-Kreuzes möchte ich zeigen, dass auch ich versuche, wie Franziskus Zeichen der Liebe Gottes für diese Welt zu sein. Das Tau – in seiner franziskanischen Bedeutung sowie in seiner Bedeutung als Seil – hat daher besondere Symbolkraft für den Glauben. Eine weitere Bedeutung ist der Morgentau als Niederschlag, der im Laufe des Vormittages vergeht und sich dem manchmal trüben Tagesbeginn wieder beugt. Auch daran kann das Tau uns immer wieder erinnern – Hoffnung auf Erneuerung und Verflüchtigung von Not und Sorgen und allem, was dunkel erscheint.
Thale Schmitz
Evangelium
Joh 10, 27–30:
27 Meine Schafe erkennen meine Stimme und folgen meinem Ruf. Auch ich kenne sie und
28 ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals verloren gehen. Niemand kann sie mir aus den Händen reißen, weil niemand sie aus den Händen meines Vaters reißen kann.
29 Er schützt die, die er mir gegeben hat, und er ist stärker als alle anderen Mächte.
30 Ich und der Vater sind untrennbar eins.