01.11.2025

Impuls zum 31. Sonntag im Jahreskreis

Alles Leben ist Begegnung (Martin Buber)

Es sind die Begegnungen, die das Leben wertvoll machen. Das klingt in meinen Ohren immer so kuschelig und harmonisch. Dabei gibt es doch auch zahlreiche negative Begegnungen, die uns ärgern, ängstigen oder sogar (existenziell) bedrohen. Sicherlich fallen uns allen einige Begegnungen ein, die wir lieber vermieden hätten oder uns wünschen, dass sie uns erspart geblieben wären. Doch genau an diesen „Zumutungen“ sind wir womöglich auch besonders gewachsen und sie haben uns dadurch im positiven Sinne wiederum geprägt und gestärkt.

Im Evangelium dürfen wir diesen Sonntag Zachäus begegnen. Er gibt alles, um Jesus sehen zu können und zu seinem Erstaunen möchte dieser auch noch – ausgerechnet – bei ihm zu Gast sein. Die anderen Menschen empören sich darüber, denn sie haben Zachäus längst für seine Taten verurteilt. Er ist für sie ein Störfaktor, der ihnen Jesus aus dem Blickfeld entzieht und ihnen selbst womöglich Unrecht getan hat. Jesus zeigt uns dagegen durch sein Verhalten, dass er froh ist, wenn er einen Sünder findet und ihm begegnen kann. Indem er bei ihm einkehrt, kann eine wahrhaftige Begegnung stattfinden und er kann sogar das Zuhause von Zachäus kennenlernen.

Auch wenn Zachäus von oben auf dem Baum auf Jesus hinunterblickt und Jesus zu ihm hinauf, gibt es doch kein oben und unten in ihrer Begegnung – sie begeben sich auf Augenhöhe. Es ist völlig belanglos, was vorher geschehen war und welche Anschuldigungen im Raum stehen. Jesus weiß um Zachäus´ Situation und es ist ihm eine besondere Freude, ihm zu helfen und ihm die Zusage zu geben: „Heute ist ein Freudentag für dich und deine Familie. Denn auch du bist ein Sohn Abrahams.“ (Lk 19, 9) Wir alle sind Kinder Gottes und auch wenn wir uns leidvolle Begegnungen manchmal nicht ersparen (können), sollten wir doch nie vergessen, dass wir uns als Menschen begegnen sowie an- und miteinander wachsen dürfen.

Ich spüre sehr häufig, wie mich unverhoffte Begegnungen erfüllen und mich manchmal durch den ganzen Tag tragen. Dabei denke ich an Gespräche im Zug oder auch in der Warteschlange. Es ist auch nicht selten passiert, dass aus sehr unerwünschten Ereignissen schöne Momente wurden, weil Betroffene durch die gemeinsame Situation zueinander geführt wurden. Mut zur Begegnung ist dabei geboten, auch wenn es mal unangenehm werden kann. Allein sind wir dabei zum Glück nie, denn Jesus ist immer dabei und umarmt uns gern durch die Wirklichkeit.

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Lk 19, 1–10: Auch Du bist eingeladen

1 Jesus zog weiter und kam nach Jericho. 2 Da war Zachäus, der Oberaufseher über alle Zolleinnehmer. Er war sehr reich. 3 Zachäus suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei; aber er war klein und die Menschenmenge machte ihm nicht Platz. 4 Da rannte er ein Stück voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum, damit er ihn sehen könne. 5 Als Jesus dort vorbeikam, entdeckte er ihn. „Zachäus, komm schnell herunter!“, rief Jesus. „Ich muss heute dein Gast sein!“ 6 So schnell er konnte, stieg Zachäus vom Baum herunter und nahm Jesus voll Freude mit in sein Haus. 7 Die anderen Leuten empörten sich über Jesus. „Bei einem sündigen Menschen ist er eingekehrt!“ 8 Zachäus beteuerte: „Herr, die Hälfte meines Vermögens verteile ich an die Armen und wem ich Zoll zu viel abgenommen habe, dem gebe ich es vierfach zurück.“ 9 Da sagte Jesus zu ihm: „Heute ist ein Freudentag für dich und deine Familie. Denn auch du bist ein Sohn Abrahams. Gott hat euch allen heute Rettung gebracht. 10 Der Menschensohn ist gekommen, um den Verlorenen nachzugehen und sie zu retten.“