Wer bin ich? Diese Frage nach der eigenen Identität stellen sich viele Menschen im Leben und manchmal entsteht daraus sogar eine Sinnkrise. In der Pubertät begeben wir uns notgedrungen auf den Weg der Identitätsbildung und fangen an, das Leben langfristiger und sozusagen im großen Ganzen zu sehen. Was will ich erreichen? Wo will ich hin? Was bietet mir das Leben und was will ich daraus machen? Wer bist Du?
Denn natürlich sind wir nicht allein auf dieser Welt! Wir stehen in Beziehung zu vielen anderen Menschen in unserem Umfeld und auch diese haben Einfluss auf uns – sie bereichern uns, fordern uns heraus oder haben sogar eine starke Anziehungskraft.
Johannes der Täufer war damals sicherlich so eine Person für die Menschen. Viele fragten ihn, wer er war. Und er antwortete: „Ich bin nicht der Christus.“ (Joh 1, 20b)
Weiter verneint er es, Elija oder der Prophet zu sein. Bei erneuter Nachfrage sagt er:
„Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!“ (Joh 1, 23)
Um uns selbst, die Frage zu beantworten, wer wir sind, können wir viel von Johannes dem Täufer lernen. Denn er sagte: „Ich bin nicht Christus!“ Genauso wenig wie wir es sind – wir sind nicht Gott. Mich erleichtert diese Erkenntnis sehr, denn ich bin es nicht, die alles energisch planen muss, sondern darf ihm vertrauen und Kontrolle abgeben.
Wir sind einfach Menschen und Gott nimmt sich unser an. Und so können wir uns selbst auf die Frage, wer wir sind, antworten: „Ich bin ein Mensch.“ Das ist nicht zu allgemein oder unspezifisch – schon gar nicht ausweichend, sondern eine ziemlich große Sache. Gerade und nicht nur, weil Gott selbst in Jesus Mensch geworden ist.
„Wer bist du?“
Du bist Gottes Sehnsucht – ein Mensch, den er genauso schaffen wollte, wie du bist. Nicht jemand, der etwas Besonderes leisten muss. Wir sind Sünder, aber gleichzeitig auch Engel, die Jesus Christus den Weg bereiten können – gerade jetzt im Advent. Lasst uns einfach Menschen sein, Jesus in unser Leben und vor allem in unser Herz einlassen und ihn freudig an Weihnachten zu seinem Geburtstag bei uns aufnehmen.
Thale Schmitz
Evangelium: Joh 1, 6-8. 19-28
6 Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. 7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. 8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du? 20 Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Christus. 21 Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. 22 Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du über dich selbst? 23 Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn! , wie der Prophet Jesaja gesagt hat. 24 Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern. 25 Sie fragten Johannes und sagten zu ihm: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist, nicht Elija und nicht der Prophet? 26 Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt, 27 der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. 28 Dies geschah in Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.