Ich kenne es nur zu gut, dass ich gerne Pläne mache und alles in Ruhe durchdenke. Am liebsten behalte ich die Kontrolle und weiß schon frühzeitig, was am Tag – zumindest grob – so ansteht.
Gerne beschäftige ich mich auch mit der Essens- und Mahlzeitenplanung, dabei weiß ich doch gar nicht, was sich noch spontan ergibt und ob ich vielleicht sogar noch unverhofft und überraschend zum Essen eingeladen werde. Häufig habe ich das Gefühl, dass mich diese Planungsgedanken einengen und ich gar nicht so frei für das Wirken des Heiligen Geistes bin.
Ich bin sehr sicher, dass ich mich trotzdem führen lassen kann und berührt werde von unerwarteten Ereignissen, die zu Segensbegegnungen werden können. Und doch zögere ich dann manchmal und mein Planungskopf steht mir im Weg. Möchte ich das jetzt wirklich spontan machen? War meine bisherige Planung nicht viel schöner und entspannter?
Im Urlaub dagegen gelingt es mir besonders gut, einfach in den Tag hineinzuleben, mich treiben zu lassen und keinen festen Vorhaben nachzugehen. Dies sind immer die ereignisreichsten Tage, denn ich habe sehr häufig die Erfahrung machen dürfen, völlig ungeplant zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Und wenn ich dann im Urlaub mal Pläne gemacht habe, sind sie überhaupt nicht aufgegangen.
Ich finde es selbst interessant, dass mir beim Lesen des Evangeliums diese Gedanken und Assoziationen gekommen sind. Denn eigentlich geht es ja um einen reichen Mann, der sich nur um das Horten seiner Güter kümmert und darin ein erfülltes Leben vermutet. Im Anschluss einfach nur zu ruhen, zu genießen und gut zu essen und trinken, erscheint ihm erstrebenswert.
Es ist eine Art von Armut, die er als Reicher erleben wird bzw. würde. Denn zwischenmenschliche Begegnungen – jenseits von Materialismus oder Ähnlichem – wird er vermutlich immer weniger erleben und wenn er ganz bald sterben würde, hätte er von seinem materiellen Reichtum sowieso nichts. Er zerrinnt wie Sand aus den Händen.
Es gibt so viele Arten von Armut – Einsamkeit ist die große Armut an sozialen Kontakten oder auch die Armut an Freiheit. Diese Freiheit kann ich mir wie oben beschrieben sogar selber nehmen, indem ich mich meinen eigenen Planungen verpflichte oder mich von anderen Gegebenheiten abhängig mache. Jesus wünscht sich die Freiheit für uns im Denken und Handeln und wie Karl Rahner sehr ermutigend formuliert: „Wo man ganz loslässt, ist kein Absturz mehr.“ Was soll dann schon schief gehen? Also: Loslassen und das Leben frei leben!
Thale Schmitz
Evangelium:
Lk 12, 13–21: Der arme Reiche
13 Da rief einer aus der Menge: „Herr, sag doch meinem, er soll unser Erbe gerecht mit mir teilen.“
14 Aber Jesus sprach zu ihm: „Wer hat mich zum Richter oder Vermittler unter euch gemacht?“
15 Dann wandte er sich an alle: „Hütet euch vor der Habgier! Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass man viel Besitz anhäuft und im Überfluss lebt.“
16 Mit einem Gleichnis erklärte er seinen Zuhörern, was er damit meinte: „Ein reicher Gutsbesitzer hatte eine besonders gute Ernte.
17 Er überlegte: „Wo soll ich alles unterbringen? Meine Scheunen sind voll; da geht nichts mehr hinein.“
18 Er beschloss: „Ich werde die alten Scheunen abreißen und neue bauen, so groß, dass ich das ganze Getreide und alle meine Vorräte, ja meinen ganzen Besitz darin unterbringen kann. 19 Dann will ich mich zur Ruhe setzen, denn ich bin für viele Jahre versorgt. Ich lasse es mir gutgehen. Ich will gut essen und trinken und mein Leben genießen!“
20 Aber Gott sagte zu ihm: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wirst du sterben. Was bleibt dir dann von deinem ganzen Reichtum, den du angehäuft hast?“
21 So wird es allen gehen“, schloss Jesus, „die auf der Erde Besitz anhäufen, aber mit leeren Händen vor Gott stehen.“