Es ist schön, wenn gute Freunde einen so richtig gut verstehen, viel Mitgefühl und Verständnis zeigen und das Handeln und Denken bestätigen und nachvollziehen können. Aber mindestens genauso wertvoll ist es, wenn sie uns konfrontieren, klar und deutlich ihre Meinung sagen und uns auf diese Weise auf den richtigen Weg (zurück)lenken. Das sind sicherlich nicht immer angenehme Worte und Gespräche, denn die Wahrheit tut manchmal weh und es gibt immer Dinge, die wir eigentlich gar nicht hören wollen und lieber verdrängen. Genauso ist es für den oder die Konfrontierende/n – er oder sie möchte auch nicht verletzen und böse sein, aber es ist doch so hilfreich und fürsorglich, klar und deutlich zu sein und ganz ehrlich – schwarz auf weiß – zu sagen, was Sache ist.
Ich habe so eine Freundin und bin sehr dankbar für sie: Christina ist sehr einfühlsam, aber kann mit sehr deutlichen und klaren Worten – und wenn nötig auch mit einer gewissen Vehemenz – sagen, was sie denkt und was sie von meinem Verhalten hält.
Das ist sicherlich nicht besonders angenehm und ich erwische mich selbst dabei, dass ich es manchmal vermeide, sie anzurufen, weil ich genau weiß, dass sie mir den Kopf waschen wird. Dies zeigt mir allerdings auch, dass ich insgeheim schon weiß, dass ich womöglich grade auf einer falschen Fährte unterwegs bin. Und genau deshalb ist es so wertvoll, dass Christina mir dies so klipp und klar vor Augen führt. Ich für mich allein neige dazu, die Sache oder den Gedanken zu verdrängen und wegzuschauen. Doch sie zwingt mich, das Problem in den Blick zu nehmen – keineswegs um mir zu schaden (auch wenn es wehtun mag), sondern zu meinem Wohl.
Aus dieser Perspektive betrachtet, fällt es mir wesentlich leichter, auch andere nicht zu verurteilen oder böswillig auf ihre Fehler aufmerksam zu machen. Ich möchte so handeln wie Christina und meine Mitmenschen konfrontieren und ihnen offen und ehrlich meine Gedanken und Gefühle nennen, um ihrer selbst willen. Viele Menschen scheuen es, Konflikte einzugehen oder Probleme überhaupt anzusprechen. Natürlich möchte auch ich ungern Menschen vor den Kopf stoßen, aber ich bin davon überzeugt, dass es sie weiterbringt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es die schmerzvollen Momente alle wert waren, um neue Wege einzuschlagen, Veränderungen herbeizuführen und so wieder ausgerichtet auf mein Ziel ein erfüllteres Leben zu gestalten. Es schenkt mir Kraft und Hoffnung, dies auch für andere zu tun.
Thale Schmitz
Evangelium:
Lk 6, 39-45: Verurteilt niemanden!
39 Jesus sprach in Gleichnissen zu den Menschen: „Wie kann ein Blinder einen anderen Blinden führen? Werden sie nicht beide in den Abgrund stürzen? 40 Ein Schüler steht nicht über seinem Lehrer; wenn er sich aber von ihm führen und formen lässt, kann er werden wie sein Lehrer. 41 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? 42 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ‚Mein Bruder, lass mich dir den Splitter aus dem Auge ziehen.‘ Den Balken in deinem Auge erkennst du dabei aber nicht. Du Scheinheiliger! Entferne zuerst den Balken aus deinem Auge, dann wirst du klarer sehen und kannst dich um den Splitter im Auge deines Bruders kümmern.“
An den Früchten erkennt man den Baum
43 „Ein guter Baum trägt keine schlechten Früchte und ein kranker Baum keine guten. 44 So erkennt man jeden Baum an seinen Früchten. Von Disteln kann man keine Feigen ernten und von einem Dornbusch keine Weintrauben. 45 Ein guter Mensch bringt Gutes aus seinem Herzen hervor. Aber ein böser Mensch gibt Schlechtes von sich. Denn der Mund spricht aus dem Überfluss des Herzens!“