„Korinth – eine große Hafenstadt mit etwa 100.000 Einwohnern > das St. Pauli der Antike, wo es zuging wie in Sodom und Gomorrha. Etwa 50 Stadtbewohner mit großer Strahlkraft waren Christen – 0,5 Promille also. Und jetzt lesen Sie die beiden Korintherbriefe. Sie werden bereits dort alle bis heute existenten Highlights und Probleme aus Kirchengemeinden entdecken. Und wer heute Priester wird, sollte sich bereits jetzt auf stark rückläufige Katholikenzahlen in Deutschland einstellen…“ Bis heute erinnere ich diese Gedanken aus der Vorlesung von Prof. Knut Backhaus (seinerzeit in Paderborn und heute in München Professor der Exegese des Neuen Testaments), als er uns Studierenden vor über 30 Jahren die beiden Korintherbriefe nahezubringen wusste. Auf diese nüchterne bzw. auch ernüchternde Prognose reagierten schon damals die einen so, die anderen so…
Mich persönlich haben derartige Aussichten nie wirklich erschüttert. Vielmehr denke ich in solchen Zusammenhängen an die Bilder Jesu von Senfkorn und Sauerteig, wonach das Reich Gottes quantitativ zwar klein und unscheinbar, qualitativ betrachtet aber beeindruckend und fruchtbar ist. Insofern können mich die massiven Veränderungen in unserer Kirche bis heute nicht wirklich erschüttern. Häufig denke ich in dem Zusammenhang an folgende Gedanken aus dem gemeinsamen Hirtenwort der deutschen Bischöfe aus dem Bonifatiusjubiläumsjahr 2004, wo sie bereits damals u.a. folgende mich persönlich bis heute faszinierenden und motivierenden Worte schrieben: „‘Wir sind Missionsland geworden‘. Diese Diagnose, die Alfred Delp schon 1941 hellsichtig in Fulda formuliert hat, ist inzwischen bittere Realität geworden… Das ist kein Grund zum Jammern, aber auch kein Anlass, selbstgenügsam einfach weiterzumachen. Schönreden hilft nicht, schwarz malen schon gar nicht. Umbruchszeiten sind Gnadenzeiten. Sie bedeuten Abschied und Aufbruch, Trauerarbeit und Lust zur Innovation. Gott selbst ist es, der unsere Verhältnisse gründlich aufmischt, um uns auf Neuland zu locken.“
Ja, bei allen schmerzhaften Ab- und Zusammenbrüchen erlebe ich in Dortmund und auch im Katholischen Forum zugleich auch Um- und Aufbrüche, was mich immer wieder neu an das Wort Jesu denken lässt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12,24) Genau darum gehe ich auch den aktuellen Transformationsprozessen in unserem Erzbistum Paderborn zuversichtlich und gelassen, neugierig und gespannt, mutig und hoffnungsvoll in großer Offenheit für Überraschungen und österlicher Freude entgegen – zumal ich auch heute unabhängig von jeglicher Kirchengestalt an das Wort des Auferstandenen glaube: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20b)
Unabhängig von Zahlen und Statistiken inspiriert mich dabei zum Beispiel dieses alttestamentliche Wort des Propheten Jesaja: „Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“ (vgl. Jes 43, 18f)
In diesem Sinne erfreut, stärkt und beflügelt mich in zeitenloser Ewigkeit das zutiefst österliche „Geheimnis unseres Glaubens: Im Tod ist das Leben!“
Pastor Stefan Tausch