28.06.2025

Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis

Lebendig bleiben

Es ist hart, anderen zu begegnen und sich dabei in sich selbst verschlossen zu fühlen.

Um ihnen dennoch begegnen zu können, sucht man nach künstlichen Brücken.

Man denkt sich Rezepte aus.

Man stellt sich eine Sprache vor, die nicht mehr unsere eigene wäre,

die sie aber vielleicht verstehen würden.

Wenn wir spüren, wie anders sie sind, ganz anders als wir,

sind wir versucht, ein Geschäft aufzusuchen, in dem es Uniformen gibt,

und Kleider zu kaufen, in denen wir so aussehen wie sie.

Wir setzen dann auf Technik und kommen vom Leben ab.

Das äußere Leben entfernt uns von dem Leben, das in uns sprudelt.

Das äußere Leben lässt uns daran zweifeln,

dass es im Innersten unserer selbst das einzig Notwendige gibt,

das es uns unfehlbar ermöglichen würde,

uns jeder Begegnung mühelos anzupassen,

wo immer sich Wege kreuzen,

jeder Liebe.

 

Madeleine Delbrêl

 

(Quelle: ‚Madeleine Delbrêl: Du lebtest und ich wusste es nicht – Gebete und poetische Meditationen‘, HG: Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, S. 105)