Das Evangelium über den Zöllner Matthäus berichtet über Irritationen der außenstehenden Pharisäer. Jesus isst abermals mit Sündern und entgegnet den kritischen Stimmen, dass er nicht die Gerechten, sondern die Sünder ruft und so Barmherzigkeit in die Welt bringen möchte. Diese Auffassung widerspricht den damaligen Haltungen und bricht eingeprägte Vorstellungen in der Gesellschaft auf. Was Jesus lebt und predigt, ist kaum greifbar, weil es so neuartig ist und bleibt wohl für viele damals bruchstückhaft, da sie es nicht wirklich fassen und begreifen können.
Heute kennen wir Jesu Maßstäbe und möchten als Christinnen und Christen nach ihnen leben. Und doch bleibt es immer eine Herausforderung, denn es ist kein geschlossener Rahmen – wie es das Bild auch andeutet. Dabei denke ich auch an die konsequente Inkonsequenz Jesu, die wir in einigen Erzählungen der Bibel hören. Das Format Jesus ist nicht perfekt abgesteckt und auf alle Lebenssituationen übertragbar, dennoch können wir mit seiner Hilfe immer wieder auf Gottes Wort hören und uns hineinbegeben in seine Vorstellungen. Was würde Jesus dazu sagen? Diese Frage kann helfen, in gewissen Situationen im Alltag – aber auch in Grenzerfahrungen und Ausnahmesituationen – nachzuspüren, wie wir in Christi Nachfolge reagieren mögen.
„Hilf uns, dass wir Christus nicht dem Format der Welt anpassen, sondern die Welt auf das Format Jesu Christi erhöhen.“
Madeleine Delbrêl
Madeleine Delbrêl bringt die Gratwanderung gut auf den Punkt, auf die wir uns in der Welt und dem voranschreitenden Zeitalter begeben. In theologischen Diskursen und Diskussionen ist es immer wieder gefragt, die Moderne mit hineinzunehmen und zu schauen, was die Menschen heute bewegt. Allerdings darf es niemals geschehen, dass wir das Format Jesu Christi verändern oder, wie sie schreibt, „dem Format der Welt anpassen.“ Jesus bleibt der Gleiche und bewegt sich mit uns durch die Zeit und Zukunft. Seine Werte und Rahmenvorstellungen einer guten und gerechteren Welt verändern sich dadurch jedoch nicht. Das Format Jesus vermag uns immer begleiten.
Thale Schmitz
Evangelium:
Mt 9, 9-13: Nachfolge und Mahl
9 Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Und Matthäus stand auf und folgte ihm nach. 10 Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war, siehe, viele Zöllner und Sünder kamen und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. 11 Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? 12 Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. 13 Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.