Impuls der Woche

Hier finden Sie die bisherigen Impulse:
Warum gerade heute Christ bleiben?

 

Manch eine/r zweifelt heute daran, ob es noch der richtige Weg ist, Christ/in zu sein und dazu noch offiziell einer Kirche anzugehören. Das Evangelium zeigt nun zusätzlich auf, dass sicherlich nicht alle in Gottes Reich kommen werden. Wozu dann Entbehrungen und vielleicht sogar Anfeindungen auf der Erde in Kauf nehmen?!

Karl Rahner hat dazu folgende Gedanken, die ich in diesem Zusammenhang sehr passend finde und im Folgenden zitieren möchte:

Wenn die Situation, in der wir heute weltweit sehr winterlich zu leben haben, uns auferlegt und bleibend ist, dann haben wir, wenn wir gelassen und mutig das Unsere getan haben, das Recht, diese Situation zu erleben als geheimnisvollen Einbruch des Ewigen Geheimnisses Gottes, bei dem wir ankommen können und ankommen müssen. Erfolglosigkeit, Enttäuschung und Untergänge soll sich ein Christ nicht durch seltsame ideologische Versüßungen zu ersparen suchen, die in der Gesellschaft und auch in der Kirche feilgeboten werden. Aber er kann diese Untergänge eben doch glaubend, hoffend, liebend als Aufgang des unbegreiflichen Gottes annehmen, der umso wirklicher kommt, je schrecklicher und hoffnungsloser seine Ankunft zu sein scheint.

(Aus: Utopie und Realität. Christliche Lebensgestaltung zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Vortrag vom Februar 1983, erschienen in der Zeitschrift „Geist und Leben“)

Wir müssen uns einfach nüchtern an diese winterliche Zeit gewöhnen, aufhören darüber zu jammern; wir müssen erkennen, dass es sich um eine Situation handelt, die dem Christentum und dem Wesen eines freien personalen Glaubens gar nicht widerspricht, auch wenn diese Situation anderthalb Jahrtausende nicht gegeben gewesen ist. Wir müssen uns an sie gewöhnen; das heißt aber vor allem auch: Wir müssen verstehen lernen, dass man dieser Situation […] ja gar nicht entflieht, indem man Christentum, Kirche oder Ordensleben aufgibt.

(Aus: Die Zukunft der Orden in Welt und Kirche heute – Vortrag vom September 1970, erschienen in der Zeitschrift „Geist und Leben“)

In meiner Überzeugung hat Karl Rahner recht: wir entziehen uns der aktuellen Wirklichkeit keineswegs, indem wir aufhören ChristInnen zu sein. Vielmehr würden wir uns durch das Unterlassen den letzten Halt und die Hoffnung nehmen, die uns dazu befähigt, den gegebenen Herausforderungen standzuhalten.

Denn: „Gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.“ (2. Kor 12,9)

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Lk 13, 22–30: Warum nicht alle in Gottes Reich kommen

22 Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus predigend durch das Land, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. 23 Da sprach ihn ein Mann an: „Herr, werden nur wenige Menschen gerettet werden?“ Jesus antwortete ihm: 24 „Setzt alles daran, wenn ihr durch die enge Tür hineinkommen wollt. Viele werden es versuchen, und es wird ihnen nicht gelingen. 25 Wenn sich der Hausherr einmal von der Festtafel erhebt und die Tür verschließt, dann mögt ihr noch so sehr gegen die Tür schlagen und betteln: „Herr, mach uns auf!“ – es ist umsonst! „Was wollt ihr von mir, ich kenne euch nicht!“, wird er euch antworten. 26 „Aber wir haben doch mit dir zusammen gegessen und getrunken! Du hast bei uns gelehrt und wir haben dir zugehört!“ 27 Doch der Herr wird ihnen erwidern: „Ich weiß nicht, woher ihr seid. Geht mir aus den Augen, die ihr Unrecht tut!“ 28 Draußen wird Verzweiflung und Jammern sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten in der neuen Welt Gottes sind. 29 Ja, aus der ganzen Welt, aus Ost und West, aus Nord und Süd werden die Menschen zum großen Freudenfest kommen und an Gottes Tisch Platz nehmen. 30 Vergesst nicht: Viele, die jetzt bei den Letzten sind, werden dann die Ersten sein. Aber viele, die gemeint hatten, als Erste beim Fest Gottes dabei zu sein, werden die Allerletzten sein.“

Konstruktiv streiten…

 

Die Worte Jesu im unten abgedruckten Evangelium sind gewaltig! Sie klingen brutal und in meinem Empfinden nahezu grausam. Es kommt fast eine Endzeitstimmung in mir auf, denn was soll darauf noch folgen, wenn ganze Familien zerbrechen und alles auf der Erde in Flammen steht?!

Auch das Wort „Konsequenz(en)“ ist für mich sehr negativ konnotiert – es klingt für mich im ersten Moment wie ein Synonym für Strafe oder selbstverschuldete Folgen.

Es lohnt sich ein Perspektivwechsel: Konsequenzen der Nachfolge Jesu sind sicherlich einschneidend, doch durch die Überzeugung im Glauben keineswegs negativ. Sie sind herausfordernd, aber münden in einem erfüllten Leben in hoffnungsvoller Zuversicht.

Vielleicht sind es vielmehr die Ziele, die uns vor Augen stehen können: Gottes neue Welt auf der Erde anbrechen zu lassen und sie zu gestalten. Das gelingt leider nicht mit einem Fingerschnipp, sondern es sind viele Konflikte und Konfrontationen notwendig. Diese sind sicherlich nicht angenehm – eben auch reich an Konsequenzen, aber ich denke, dass sie richtig und wichtig sind. Menschen zu konfrontieren, schenkt Chancen und Möglichkeiten, das Leben umzukrempeln und das eigene Verhalten und die eigenen Sichtweisen zu reflektieren. Nur durch Umkehr ist eine Neugestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens möglich.

Auch die Aufarbeitung der Familiengeschichte kann weitreichende Folgen haben. Die Abnabelung der Kinder ist sehr häufig konfliktbehaftet und kann zu Distanz oder sogar (teilweise zeitweisen) Kontaktabbrüchen führen. Dies beschreibt Jesus, indem er von der Entzweiung der Familienmitglieder untereinander spricht. Das ist natürlich schrecklich und für niemanden wünschenswert, aber solche Konflikte können auch sehr beziehungsstiftend sein. Die Zeit des Streits ist nicht schön, aber nur das Austragen ermöglicht Veränderungen im Umgang miteinander. Es ist mutig und unendlich ehrlich, in diesen engen und früher von Abhängigkeiten geprägten Beziehungen Probleme und Störfaktoren deutlich anzusprechen. Ist dieser Schritt getan, vertieft sich das Miteinander jedoch ungemein. Ich bin überzeugt davon, dass Konflikte Beziehungen (neu) schaffen können und möchte ermutigen, Streit nicht aus dem Weg zu gehen, sondern ihn – wenn nötig – auch eskalieren zu lassen. Die Früchte und Erkenntnisse der Auseinandersetzung schenken schlussendlich Frieden in Gottes neuer Welt.

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Lk 12, 49-53: Konsequenzen der Nachfolge

49 „Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entfachen. Wie froh wäre ich, es stünde schon in hellen Flammen!

50 Zuvor muss ich aber selbst eine Feuerprobe bestehen. Ich wünschte, es wäre schon alles vollendet.

51 Meint nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, nicht Frieden, sondern Auseinandersetzung.

52 Von jetzt an werden sich fünf in einer Familie entzweien:

53 Der Vater wird gegen den Sohn sein und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter; die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.“

Das überraschend Gute wartet an jeder Ecke!

 

Die je eigene Lebenseinstellung und -haltung haben großen Einfluss darauf, wie wir die Welt und unser Umfeld wahrnehmen. Eine positive Grundhaltung und Perspektive auf das Leben steuern auch unseren Blick und wir können uns – auch in schweren Zeiten – auf ermutigende Aspekte fokussieren. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Pessimismus uns nicht weiterbringen kann. Vom Guten auszugehen, ist ein wertvolle Eigenschaft, die die gesamte Lebensqualität zu erhöhen vermag.

Mit wachen und frohen Augen durch das Leben zu gehen, schafft auch zwischenmenschlich so viel mehr Möglichkeiten. Ein positiver Mensch hat eine Ausstrahlung, die alle um ihn herum mitbekommen – wenn sie es denn zulassen und möchten. So entstehen Blickkontakte und daraus können sich Begegnungen entwickeln, die sich vielleicht nur durch die positive Erwartungshaltung und Offenheit ergeben konnten.

Wie schade wäre es doch, wenn wir diese Momente gar nicht bemerken oder nicht wahrnehmen können.

 

Mit dem Guten zu rechnen und das an jeder Kreuzung, um jede neue Ecke oder auch hinter vielen aufeinanderfolgenden Säulen – das ist womöglich eine Lebenseinstellung, die uns in ein erfülltes Leben voller Überraschungen führt.

Gerne stelle ich mich darauf ein, etwas Schönes und Unverhofftes zu erleben. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude und da sie gar nicht spezifisch auf etwas bezogen ist, kann sie kaum enttäuscht werden. Das ist doch eine gute Ausgangslage für das alltägliche Leben.

Was geschehen wird und kann, bereitet sich so in uns vor und dafür dürfen wachsam sein und bleiben.

Ich glaube, dass in diesen überraschenden Begegnungen und Erfahrungen Gott seine Finger im Spiel hat und wir ihn im Zwischenmenschlichen spüren dürfen. Trotzdem können wir diese Gedanken auch noch viel größer spinnen.

Denn es ist sicherlich großartig, in jedem Augenblick auch Gott zu vermuten und seine Rückkehr zu erwarten. Doch das Reich Gottes fängt schon viel früher und im Kleinen an und im Idealfall ist es in unseren Herzen sowieso längst begonnen.

 

Thale Schmitz

Evangelium:

Lk 12, 35-40: Der Herr kommt unerwartet – seid bereit!

35 „Ihr sollt leben wie Diener, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der von einer Hochzeitsfeier kommt. Seid jederzeit bereit und lasst eure Lampen angezündet.

36 Wenn ihr Herr zurückkommt und klopft, können sie ihm sofort öffnen.

37 Das wird für alle, die auf ihn gewartet haben, eine große Freude sein. Ich versichere euch: Der Herr wird sie bitten, am Tisch Platz zu nehmen, er wird selbst Hand anlegen und sie bedienen.

38 Er kommt vielleicht sehr spät, um Mitternacht, vielleicht auch noch später. Wenn er seine Diener aber bereitfindet, werden sie allen Grund zur Freude haben.

39 Denkt nach: Wenn ein Hausherr wüsste, dass jemand bei ihm einbrechen will, würde er wach bleiben und sich vor dem Dieb schützen.

40 Seid auch vorbereitet! Denn der Menschensohn wird dann kommen, wenn ihr nicht damit rechnet.“

Wer alles loslässt, findet Freiheit!

 

Ich kenne es nur zu gut, dass ich gerne Pläne mache und alles in Ruhe durchdenke. Am liebsten behalte ich die Kontrolle und weiß schon frühzeitig, was am Tag – zumindest grob – so ansteht.

Gerne beschäftige ich mich auch mit der Essens- und Mahlzeitenplanung, dabei weiß ich doch gar nicht, was sich noch spontan ergibt und ob ich vielleicht sogar noch unverhofft und überraschend zum Essen eingeladen werde. Häufig habe ich das Gefühl, dass mich diese Planungsgedanken einengen und ich gar nicht so frei für das Wirken des Heiligen Geistes bin.

Ich bin sehr sicher, dass ich mich trotzdem führen lassen kann und berührt werde von unerwarteten Ereignissen, die zu Segensbegegnungen werden können. Und doch zögere ich dann manchmal und mein Planungskopf steht mir im Weg. Möchte ich das jetzt wirklich spontan machen? War meine bisherige Planung nicht viel schöner und entspannter?

Im Urlaub dagegen gelingt es mir besonders gut, einfach in den Tag hineinzuleben, mich treiben zu lassen und keinen festen Vorhaben nachzugehen. Dies sind immer die ereignisreichsten Tage, denn ich habe sehr häufig die Erfahrung machen dürfen, völlig ungeplant zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Und wenn ich dann im Urlaub mal Pläne gemacht habe, sind sie überhaupt nicht aufgegangen.

Ich finde es selbst interessant, dass mir beim Lesen des Evangeliums diese Gedanken und Assoziationen gekommen sind. Denn eigentlich geht es ja um einen reichen Mann, der sich nur um das Horten seiner Güter kümmert und darin ein erfülltes Leben vermutet. Im Anschluss einfach nur zu ruhen, zu genießen und gut zu essen und trinken, erscheint ihm erstrebenswert.

Es ist eine Art von Armut, die er als Reicher erleben wird bzw. würde. Denn zwischenmenschliche Begegnungen – jenseits von Materialismus oder Ähnlichem – wird er vermutlich immer weniger erleben und wenn er ganz bald sterben würde, hätte er von seinem materiellen Reichtum sowieso nichts. Er zerrinnt wie Sand aus den Händen.

Es gibt so viele Arten von Armut – Einsamkeit ist die große Armut an sozialen Kontakten oder auch die Armut an Freiheit. Diese Freiheit kann ich mir wie oben beschrieben sogar selber nehmen, indem ich mich meinen eigenen Planungen verpflichte oder mich von anderen Gegebenheiten abhängig mache. Jesus wünscht sich die Freiheit für uns im Denken und Handeln und wie Karl Rahner sehr ermutigend formuliert: „Wo man ganz loslässt, ist kein Absturz mehr.“ Was soll dann schon schief gehen? Also: Loslassen und das Leben frei leben!

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Lk 12, 13–21: Der arme Reiche

13 Da rief einer aus der Menge: „Herr, sag doch meinem, er soll unser Erbe gerecht mit mir teilen.“

14 Aber Jesus sprach zu ihm: „Wer hat mich zum Richter oder Vermittler unter euch gemacht?“

15 Dann wandte er sich an alle: „Hütet euch vor der Habgier! Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass man viel Besitz anhäuft und im Überfluss lebt.“

16 Mit einem Gleichnis erklärte er seinen Zuhörern, was er damit meinte: „Ein reicher Gutsbesitzer hatte eine besonders gute Ernte.

17 Er überlegte: „Wo soll ich alles unterbringen? Meine Scheunen sind voll; da geht nichts mehr hinein.“

18 Er beschloss: „Ich werde die alten Scheunen abreißen und neue bauen, so groß, dass ich das ganze Getreide und alle meine Vorräte, ja meinen ganzen Besitz darin unterbringen kann. 19 Dann will ich mich zur Ruhe setzen, denn ich bin für viele Jahre versorgt. Ich lasse es mir gutgehen. Ich will gut essen und trinken und mein Leben genießen!“

20 Aber Gott sagte zu ihm: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wirst du sterben. Was bleibt dir dann von deinem ganzen Reichtum, den du angehäuft hast?“

21 So wird es allen gehen“, schloss Jesus, „die auf der Erde Besitz anhäufen, aber mit leeren Händen vor Gott stehen.“

Worauf es [beim Beten] ankommt (Karl Rahner)

 

Auf das Reden über das Gebet kommt es letztlich nicht an, sondern auf die Worte, die wir selbst zu Gott sagen. Und die Worte muss man eben selbst sagen. Ach, sie können leise und arm und schüchtern sein. Sie können wie silberne Tauben in den Himmel Gottes aus einem frohen Herzen aufsteigen, oder sie können sein wie der unhörbare Lauf bitterer Tränen. Sie können groß und erhaben sein wie der Donner, der sich in den hohen Bergen bricht, oder schüchtern wie das scheue Geständnis einer ersten Liebe. Wenn sie nur von Herzen kommen. Wenn sie nur von Herzen kommen möchten. Und wenn sie nur der Geist Gottes mitbetet. Dann hört sie Gott. Dann wird Er keines dieser Worte vergessen. Dann wird Er die Worte in seinem Herzen aufbewahren, weil man die Worte der Liebe nicht vergessen kann. Und dann wird Er uns geduldig, ja selig weiter zuhören, ein ganzes Leben lang, bis wir ausgeredet haben, bis wir unser ganzes Leben ausgeredet haben. Und dann wird Er ein einziges Wort der Liebe sagen, aber Er ist dieses Wort selbst. Und dann wird der Schlag unseres Herzens stehenbleiben über diesem Wort. In Ewigkeit.

Karl Rahner

 

Evangelium:

Lk 11, 1-13: So sollt ihr beten!

1 Eines Tages war Jesus im Gebet. Als er es beendet hatte, bat ihn einer seiner Jünger: „Herr, sag uns, wie wir richtig beten sollen. Auch Johannes hat seine Jünger beten gelehrt.“

2 Jesus antwortete ihnen: „Wenn ihr betet, dann sprecht: Vater! Werde deinem Namen gerecht. Lass deine neue Welt bei uns beginnen.

3 Gib uns heute das Brot für diesen Tag.

4 Vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben allen, die uns etwas schuldig sind. Führe uns nicht in Versuchung, dir untreu zu werden.“

5 Dann fuhr Jesus fort: „Stellt euch vor, einer von euch geht mitten in der Nacht zu seinem Freund, klopft an die Tür und bittet ihn: „Lieber Freund, leih mir doch drei Brote. 6 Ich habe unerwartet Besuch bekommen und kann ihm nichts anbieten.“

7 Und der Freund würde dann antworten: „Lass mich in Ruhe! Ich habe die Tür schon abgeschlossen und liege mit meinen Kindern im Bett. Ich kann jetzt nicht aufstehen und dir etwas geben.“

8 Da sage ich euch: Wenn er schon nicht aufstehen und seinen Wunsch erfüllen will, weil er sein Freund ist, so wird er es schließlich doch tun, weil der andere so zudringlich ist und ihm einfach keine Ruhe lässt. Er wird aufstehen und ihm geben, was er braucht. 9 Darum sage ich euch: Bittet Gott, und er wird euch geben. Sucht, und ihr werdet finden. Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet.

10 Denn wer Gott bittet, der bekommt. Wer ihn sucht, der findet ihn. Und wer bei ihm anklopft, dem wird er eine Tür öffnen.

11 Könnt ihr euch einen Vater vorstellen, der seinem Sohn eine Schlange geben würde, wenn der ihn um einen Fisch bittet,

12 oder einen Skorpion, wenn er ein Ei haben möchte?

13 Wenn schon ihr hartherzigen Menschen euren Kindern Gutes gebt, wie viel mehr wird dann der Vater im Himmel denen den Heiligen Geist geben, die ihn darum bitten?“

Nur eines ist notwendig

 

Im Alltag gibt es häufig Situationen, in denen ich mir eine aufmerksamere Kommunikation wünschen würde. Manchmal ist es einfach nicht möglich, weil es grade sehr hektisch und wuselig ist. Dennoch glaube ich, dass ein uneingeschränktes Zuhören ohne Ablenkungen im Innen und Außen bewusst angestrebt werden kann und viel häufiger Anwendung finden dürfte. Maria macht es im Evangelium vor: Sie lässt alles stehen und liegen, setzt sich Jesus zu Füßen und ist einfach präsent da und hört ihm zu. Alles andere ist in diesem Moment zweitrangig und auch nicht notwendig – die Begegnung steht im Mittelpunkt.

Marta hingegen fühlt sich getrieben davon, eine gute Gastgeberin sein zu müssen. Sie kann sich nicht von den Verpflichtungsgefühlen befreien, alles reinlich zu machen, etwas zu essen anzubieten und wie ein Wirbelwind beinahe krampfhaft eine gute Gastfreundschaft zu gewährleisten. Diese Gedanken sind auch heute in vielen Haushalten fest verankert: Was denken andere über meine Wohnung, mein Haus, mein Zuhause? Wenn ich Gäste einlade oder aufnehme, muss alles blitzblank geputzt sein. Ich glaube, dass wir uns davon befreien können und so auch den Vorbereitungsstress bei geplanten bzw. geladenen Gästen ablegen dürfen. Es ist doch viel authentischer, wenn nicht extra besonders sorgfältig gereinigt wird. Ich persönlich finde es sehr schön, das Zuhause von FreundInnen und Bekannten kennenzulernen und so einen tieferen Einblick in ihr Leben zu gewinnen. Es ist natürlich ein großer Vertrauensvorschuss, überhaupt dorthin eingeladen zu werden, aber wenn wir es tun, sollte es doch authentisch und echt sein.

Jesus möchte auch nicht in eine blitzblanke Wohnung kommen, die nur für ihn so hergerichtet wurde. Er möchte uns authentisch und wahrhaftig kennenlernen – unseren Alltag, unsere Gewohnheiten und auch unsere Unordnung. Was bringt es schon, sich zu verstellen und keinen authentischen Einblick in das je eigene Leben zu geben? Wir möchten uns doch öffnen, wenn wir zuhause Gäste empfangen, ihnen nichts vorgaukeln und jemandem wie Jesus auch die dunklen Räume und vielleicht dreckigen Ecken unseres Lebens ehrlich zeigen und anvertrauen.

Es reicht völlig, wenn wir unserem Gast eine Sitzgelegenheit – einen Sessel, Stuhl, Hocker oder auch nur einen Teppich – anbieten und einfach da sind, um ihm aufmerksam ohne Ablenkungen zuzuhören. In dieser Atmosphäre entstehen tiefe, vertrauensvolle Gespräche.

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Lk 10, 38-42: Maria und Marta: Nur eines ist notwendig

38 Auf seinem weiteren Weg kam Jesus in ein Dorf, wo er von einer Frau mit Namen Marta zum Essen eingeladen wurde.

39 Maria, ihre Schwester, setzte sich zu Jesu Füßen hin und hörte ihm aufmerksam zu.

40 Marta aber war ständig bemüht, für das Wohl ihres Gastes zu sorgen. Schließlich kam sie zu Jesus und sagte: „Herr, siehst du nicht, dass meine Schwester mich die ganze Arbeit allein tun lässt? Kannst du ihr nicht sagen, dass sie mir helfen soll?“

41 Doch Jesus antwortete ihr: „Marta, Marta, du machst dir Mühe um viele Dinge.

42 Aber notwendig ist nur eines: Maria hat sich für den guten Teil entschieden und den werde ich ihr nicht nehmen.“

Jeder Mitmensch sei mir mein Nächster

 

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter ist vermutlich ein sehr bekanntes und vielleicht hängt es auch schon aus den Ohren raus, denn die Botschaft der Nächstenliebe ist deutlich und muss nicht wieder und wieder besprochen werden… Ich habe mir beim erneuten Lesen vorgenommen, mal einen Perspektivwechsel vorzunehmen bzw. weitere Protagonisten oder augenscheinliche Nebenrollen in der Erzählung mehr in den Blick zu nehmen. Das vermeidende Verhalten des Priesters und auch des Tempeldieners löst im ersten Moment Empörung aus. Wir werden nicht erfahren, warum sie nicht gehandelt haben und einfach weitergegangen sind, doch mir ist wichtig zu benennen, dass auch sie ganz menschlich zu betrachten sind und nicht als heilig oder Ähnliches, weil sie für Gott tätig sind. Es gibt auch heute viele statistisch belegte Gründe, warum Menschen im Notfall keine Erste Hilfe leisten und lieber wegschauen und verdrängen. Das kann einfach Zeitdruck oder Überbelastung sein, aber genauso gut stecken Unsicherheit, Angst vor Fehlverhalten oder zum Beispiel eine Blutphobie dahinter. Diese Dynamiken gibt es früher wie heute und sie verhindern ein freies, natürliches und hilfsbereites Handeln im Sinne der Nächstenliebe. Die Übersetzung des Bibeltextes im Neuen Testament in der Sprache unserer Zeit bevorzugt und nutzt statt des Nächsten das Wort Mitmensch. Die Liebe zum Mitmenschen oder ganz äquivalent die Mitmenschliebe eröffnet vielleicht auch neue Zugänge zu diesem Thema. In meinem Empfinden löst sich durch diese Formulierung auch eine etwas hierarchische Vorstellung von der betroffenen/verwundeten Person und dem rettenden Samariter. Denn sie sind sich beide und gegenseitig Mitmenschen – auf Augenhöhe. Mitmenschlich zu leben und zu handeln ist auch im Allgemeinen verständlicher und besser greifbar in meiner Wahrnehmung. Auch die Frage, wer denn mein Nächster sei, ist beinahe rhetorisch, denn jeder Mensch ist mir mein Mitmensch und genauso bin ich jeder anderen Person Mitmensch.

Ich habe das Foto dieser Brücke ausgewählt, da die Bändchen mich an Freundschaftsbänder erinnern. In meiner Jugend war es ein aufwendiges Unterfangen für Freundinnen jeweils individuelle Bändchen zu knüpfen und es kostete je nach Muster auch wirklich viel Zeit. Diese Bänder und Verbindungen haben wir mit allen (Mit-)Menschen und sind in gegenseitiger Verantwortung füreinander unterwegs. Das Geländer, an das wir gemeinsam geknüpft sind, mag Jesus sein, der uns in der Welt (zusammen-)hält.

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Lk 10, 25-37: Das Doppelgebot der Liebe: Der barmherzige Samariter

25 Da stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus eine Falle zu stellen. „Lehrer“, fragte er, „was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“

26 Jesus erwiderte: „Was steht denn darüber im Gesetz Gottes? Was liest du dort?“

27 Der Schriftgelehrte antwortete: „Lieben sollst du den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deine Mitmenschen wie dich selbst.“

28 „Richtig!“, erwiderte Jesus. „Tu das und du wirst leben.“

29 Aber der Schriftgelehrte gab sich damit nicht zufrieden und fragte weiter: „Und wer ist mein Mitmensch?“

30 Jesus antwortete ihm mit einem Gleichnis: „Ein Mann wanderte von Jerusalem nach Jericho hinunter. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie schlugen ihn zusammen, nahmen ihm alles und ließen ihn halb tot liegen. Dann machten sie sich davon.

31 Zufällig kam bald darauf ein Priester denselben Weg hinab. Er sah den Mann liegen und ging abgewandt schnell vorbei.

32 Genauso verhielt sich ein Tempeldiener. Er sah den verletzten Mann, blieb aber nicht stehen, sondern ging abgewandt vorbei.

33 Aber ein Samariter kam des Weges und als er den Verletzten sah, hatte er Mitleid mit ihm.

34 Er beugte sich zu ihm hinunter, behandelte seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Lasttier, brachte ihn in die nächste Herberge und versorgte ihn dort.

35 Als er am nächsten Tag weiterreisen musste, gab er dem Wirt zwei Denare – zwei Tageslöhne – und bat ihn: „Pflege den Mann gesund! Sollte das Geld nicht reichen, werde ich dir den Rest auf meiner Rückreise bezahlen!“

36 Was meinst du?“, fragte Jesus den Schriftgelehrten. „Welcher von den dreien ist dem Überfallenen zum Mitmenschen geworden?“

37 Der Schriftgelehrte erwiderte: „Der Mann, der ihm geholfen hat.“ „Dann geh und folge seinem Beispiel!“, forderte Jesus ihn auf.

Here I am, Lord – Sende mich!

 

Was für ein toller Auftrag, den Jesus seinen Jüngern gibt. Voller Vertrauen auf ihn durch die Welt zu ziehen und den Menschen die Friedensbotschaft zu verkünden bzw. den Frieden zu bringen, stelle ich mir sehr erfüllend vor. Zahlreiche Begegnungen prägen die Tage und auch wenn die Resonanz und Reaktion der Menschen ungewiss ist und auch unangenehm ausfallen kann für die Jünger, machen sie wertvolle Erfahrungen und können aus Überzeugung handeln. Jesus sandte seine Jünger in Städte und Dörfer, in die er später selbst kommen wollte – so heißt es im Evangelium. Er überträgt ihnen somit eine wichtige Rolle der Vorläuferschaft, um Gottes neue Welt bekannt zu machen und auf Erden spürbar und größer werden zu lassen.

 

Beim Lesen des Evangeliums kam mir sofort das Lied „Here I am, Lord“ vom amerikanischen Komponisten Daniel Schutte in den Sinn und die passende Melodie blieb direkt als Ohrwurm:

 

Hier bin ich, Herr                                                   Here I am, Lord

Bin ich es, Herr?                                                      Is it I, Lord?

Ich habe dich in der Nacht rufen hören              I have heard You calling in the night

Ich werde gehen, Herr                                             I will go, Lord

Wenn du mich führst                                                If You lead me

Ich werde Dein Volk in meinem Herzen tragen    I will hold Your people in my heart

 

In dieser Überzeugung zu glauben, zu singen und auch danach zu handeln, erzeugt in mir Gänsehaut. Vielleicht mag es für den einen oder die andere nach völliger Abhängigkeit klingen, doch es ist die große Freiheit der Kinder Gottes, für Jesus und in seinem Geiste zu leben und sich führen zu lassen. Und zwar in so großem Vertrauen, dass wir sogar die Sandalen zuhause lassen können und uns mit nackten Füßen auf seine Wege begeben. Sicherlich ist dies eine große Herausforderung, die Kontrolle abzugeben. Doch sie führt uns raus aus Sklaverei und Abhängigkeit in die Freiheit und verheißt uns ein erfülltes Leben. Denn je mehr Kontrolle, desto weniger freies Wirken des Heiligen Geistes. Sich rufen zu lassen und dem Ruf zu folgen, mag uns eine Lebensaufgabe sein und bleiben. Es ist schwer zu vertrauen, aber es lohnt sich!

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Lk 10, 1–9: Arbeiterinnen und Arbeiter für Gottes Ernte

1 Danach wählte Jesus zweiundsiebzig andere Jünger aus und schickte sie immer zu zweit in die Städte und Dörfer, in die er später selbst kommen wollte. 2 Bevor sie sich auf den Weg machten, sagte er ihnen: „Die Ernte, die ihr einbringen sollt, ist sehr groß; aber es fehlt an Arbeitern. Bittet also Gott, dem die Ernte gehört, dass er noch mehr Arbeiter aussendet, die seine Ernte einbringen. 3 Geht nun und erfüllt meinen Auftrag! Ich weiß, dass ich euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe schicke. 4 Nehmt nichts mit auf den Weg, kein Geld, keine Vorratstasche und keine Sandalen! Und lasst euch unterwegs nicht ablenken und von niemandem aufhalten! 5 Wenn ihr in ein Haus eintretet, dann segnet es und sagt: „Friede sei mit diesem Haus!“ 6 Wenn dort jemand wohnt, der bereit ist, Gottes Frieden anzunehmen, wird der Friede, den ihr ihnen bringt, bei ihnen bleiben. Lehnt man aber eure Friedensbotschaft ab, dann wird auch Gottes Friede nicht in diesem Haus sein. 7 Bleibt, wo man euch aufnimmt, und nehmt die angebotene Gastfreundschaft an, denn wer arbeitet, soll auch seinen Lohn bekommen. Aber geht nicht von Haus zu Haus. 8 Wenn ihr in eine Stadt kommt, in der man euch bereitwillig aufnimmt, so macht euch keine Gedanken und esst, was man euch anbietet. 9 Heilt die Kranken in der Stadt und sagt allen Leuten: „Jetzt beginnt Gottes neue Welt bei euch.“

Lebendig bleiben

 

Es ist hart, anderen zu begegnen und sich dabei in sich selbst verschlossen zu fühlen.

Um ihnen dennoch begegnen zu können, sucht man nach künstlichen Brücken.

Man denkt sich Rezepte aus.

Man stellt sich eine Sprache vor, die nicht mehr unsere eigene wäre,

die sie aber vielleicht verstehen würden.

Wenn wir spüren, wie anders sie sind, ganz anders als wir,

sind wir versucht, ein Geschäft aufzusuchen, in dem es Uniformen gibt,

und Kleider zu kaufen, in denen wir so aussehen wie sie.

Wir setzen dann auf Technik und kommen vom Leben ab.

Das äußere Leben entfernt uns von dem Leben, das in uns sprudelt.

Das äußere Leben lässt uns daran zweifeln,

dass es im Innersten unserer selbst das einzig Notwendige gibt,

das es uns unfehlbar ermöglichen würde,

uns jeder Begegnung mühelos anzupassen,

wo immer sich Wege kreuzen,

jeder Liebe.

 

Madeleine Delbrêl

 

(Quelle: ‚Madeleine Delbrêl: Du lebtest und ich wusste es nicht – Gebete und poetische Meditationen‘, HG: Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, S. 105)

Das Martyrium der Geduldsproben

 

Die große Passion, unser Leiden, das es durchzustehen gilt:

Einverstanden, wir warten darauf; wir wissen, dass es kommen wird,

und es ist klar, dass wir es mit einer gewissen Größe durchstehen wollen.

 

Wir warten auf die Stunde des Opfers unserer selbst.

Wir wissen, dass wir wie ein Holzscheit im Feuer verbrennen müssen.

Dass wir wie ein Wollfaden, der von der Schere abgeschnitten wird, zerteilt werden müssen. Wir warten auf die große Passion. Wir warten, aber sie kommt nicht.

 

Was kommt, sind die kleinen Geduldsproben, diese Übungen der Geduld, diese kleinen Partikel der Passion, deren Aufgabe es ist, uns ganz unmerklich sterben zu lassen zu deiner Ehre, ohne Eigenruhm.

 

Schon am Morgen suchen sie uns auf: Unsere Nerven flattern oder sind zu schwach;

der Bus ist voll und lässt uns stehen; die Milch kocht über;

der Schornsteinfeger kommt; die Kinder richten Chaos an;

der Mann bringt Gäste mit; ein Freund kommt nicht;

das Telefon läutet ununterbrochen; die, die wir lieben, streiten sich;

es geht auf und ab.

Man möchte schweigen und muss reden.

Man möchte reden und muss schweigen.

Man möchte ausgehen und muss daheimbleiben,

und zuhause bleiben, wenn man weg muss.

Man sucht im Mann eine Stütze,

und der wird der Schwächste aller Kinder;

das tägliche Einerlei ödet uns an,

und wir begehren all das, was uns nicht zusteht.

 

So treten die Geduldsübungen an uns heran,

nebeneinander und hintereinander,

und sie vergessen immer, uns zu sagen,

dass sie das Martyrium sind, das uns bestimmt ist.

Wir aber lassen sie verächtlich vorüberziehen

und warten auf eine Gelegenheit, die es wert wäre, unser Leben hinzugeben.

 

Denn wir haben vergessen, dass es zwar Äste gibt, die im Feuer verbrennen,

dass es aber auch Bretter gibt, die unter unseren Schritten langsam abgetreten werden, die unmerklich von Ameisen zerfressen und schließlich zu Sägemehl werden.

Denn wir haben vergessen, dass es zwar Wollfäden gibt, die mit der Schere sauber abgeschnitten werden, dass es aber auch Fäden in einer Strickweste gibt, die täglich dünner werden am Körper dessen, der sie trägt.

Wenn jede Erlösung ein Martyrium ist, so muss doch nicht immer Blut fließen.

Es gibt ein Martyrium, das sich im Lauf eines Lebens vollzieht.

 

Das ist das Martyrium der Geduldsproben.

 

Madeleine Delbrêl

 

(Quelle: ‚Madeleine Delbrêl: Du lebtest und ich wusste es nicht – Gebete und poetische Meditationen‘, HG: Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, S. 98-100)

Das Geheimnis Gottes leben

 

Je mehr unser Leben

„vergeblich“ sein wird

Je mehr wir uns

auf weglosen Wegen befinden

Je mehr die Worte

ihre Bedeutung verlieren

Je mehr uns alles

fade und schal schmeckt

Je mehr unser Leben

uns leblos erscheint

Je mehr wir allein sind

mit unserer Liebe

Je mehr wir zu Fremden werden

selbst unseren Nächsten

 

DESTO MEHR LEBEN WIR DAS GEHEIMNIS GOTTES

 

  1. August 1946

Madeleine Delbrêl

 

 

(Quelle: ‚Madeleine Delbrêl: Du lebtest und ich wusste es nicht – Gebete und poetische Meditationen‘, HG: Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, S. 140)

In der Stille deines Geistes

 

Wie lange es doch dauert, Herr, bis wir begreifen,

dass wir nur aus Erbarmen geliebt werden können;

und dass deine Wertschätzung, deine Bewunderung, dein Vertrauen uns gegenüber nur durch dein Erbarmen möglich sind.

 

Es dauert lange: Aber es kommt.

Wie ein blindes und taubes Kind zwischen den Knien seiner Mutter,

eingetaucht in Dunkel und Einsamkeit,

so entdecken wir eines Tages, wie unsere Seele jeder Möglichkeit beraubt ist,

die ewigen Hügel zu sehen, dein Echo aus dem Paradies zu hören.

So entdecken wir unsere Seele zwischen den Knien der Vorsehung.

 

Dann schenkt dein Geist uns neue Kraft: diese Finger an der Rechten des Vaters.

Wie die Hand einer Mutter erhellend, erziehend ihr Kind ins Leben führt.

 

Dein Geist leitet uns durch inneren Antrieb,

er berührt uns und zeigt uns, was ist;

lautlos umhüllt er uns und sät so in unser Herz einen Keim von Worten.

 

Den Worten, die wir in unserer Einsamkeit und in unserem Dunkel sprechen,

antwortet die Stille deines Geistes; eine Stille, die so nah ist,

dass sie uns ganz umhüllt und leitet.

 

Deshalb genügt es zu wissen, dass unsere Augen wahrhaft blind

und unsere Ohren taub sind für alles,

was du bist.

 

Madeleine Delbrêl

 

(Quelle: ‚Madeleine Delbrêl: Du lebtest und ich wusste es nicht – Gebete und poetische Meditationen‘, HG: Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, S. 122/123)

Du lebtest, und ich wusste es nicht

 

Du lebtest, und ich wusste es nicht.

Du hattest mein Herz nach deinem Maß geschaffen,

mein Leben, um so lange zu währen wie du,

und weil du nicht da warst,

war mir die ganze Welt verhasst und ohne Bedeutung,

und das Schicksal der Menschen erschien mir als grausam und hohl.

Als ich nun wusste: du lebst,

habe ich dir gedankt,

dass auch ich durch dich leben darf,

habe ich dir gedankt,

dass die ganze Welt durch dich lebt.

Das Leiden, das auf Erden erlitten wird,

erschien mir auf einmal viel größer und viel kleiner zugleich,

und die Freuden, die man hier findet,

viel wahrer und viel kleiner auch sie.

 

Madeleine Delbrêl

 

(Quelle: ‚Madeleine Delbrêl: Du lebtest und ich wusste es nicht – Gebete und poetische Meditationen‘, HG: Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, S. 20)

Eine kleine Geschichte aus der Welt der Fische

 

Eine kleine Geschichte aus der Welt der Fische kann uns als Gleichnis dienen,

wie wir uns diesem Leben überlassen können,

das allein geeignet ist, uns die Liebe zu lehren.

 

In einer unterirdischen Höhle, in die kein Licht drang, gab es einmal blinde Fische.

Ein Wissenschaftler nahm einige von ihnen und setzte sie in ein dunkles Aquarium.

Schritt für Schritt ließ er Licht hineindringen, bis das ganze Wasser erhellt war.

Unter der Lichteinwirkung veränderte sich ganz allmählich diese Art der Fische.

Nach und nach bildeten sich Augen.

Die blinden Fische wurden zu sehenden Fischen.

Das Leben hatte sie an die Dunkelheit angepasst.

Dasselbe Leben passt sie an das Licht an.

Für diese Metamorphose hatte es gereicht, dass sie lebendig waren.

 

In den Stunden und Tagen durschreiten wir unzählige Welten.

Manchmal sind wir unter Blinden, manchmal unter den Hellsichtigen,

manchmal unter den Sehenden.

 

Wir sind unterwegs mit denen, die sich freuen,

und am nächsten Tag mit denen, die leiden.

Wir begegnen dem Lachen, wir begegnen den Tränen.

Doch mitten unter allen bleiben wir lebendig,

und als Lebendige tragen wir in uns den Keim

für alle Verwandlungen, die notwendig sind.

 

Von dem blinden Fisch wurde nichts anderes verlangt, als im Wasser lebendig zu bleiben, und sein Leben schenkte ihm Augen, als das Wasser immer heller wurde.

 

Von uns ist nichts anderes verlangt, als im überquellenden Leben Gottes zu bleiben.

Er ist es, der uns Augen schenkt.

Er ist es, der uns ein Herz schenkt.

Er ist es, der uns die Liebe schenkt.

 

Madeleine Delbrêl

 

(Quelle: ‚Madeleine Delbrêl: Du lebtest und ich wusste es nicht – Gebete und poetische Meditationen‘, HG: Annette Schleinzer, Verlag Neue Stadt, S. 106f)

Was bedeutet Frieden?

 

In der gerade vergangenen Woche haben wir im Klostergarten der Propstei in Dortmund die Foto-Ausstellung „Escaping Death“ auf großen LKW-Planen gezeigt. Der Fotojournalist Felix Kleymann begleitete syrische Flüchtlinge hautnah auf ihrer Route vom Irak bis nach Deutschland und sparte keine Etappe aus – auch nicht die Überfahrt mit einem Schlauchboot von der Türkei rüber nach Griechenland organisiert durch einen Schlepper.

Die Bilder regen zum Nachdenken an und/oder schockieren sowie erschüttern. Die Fotos sind im Großformat und doch gestochen scharf in ihren Details zu betrachten. Traumatisierte Kinder, dichtgemachte Grenzen und vermeintlich idyllische Stillleben beinhaltet die Ausstellung unter anderem. Krieg, Flucht, Angst und Sorgen sind in den Blicken und Gesichtern zu erkennen und vor allem ist die große Sehnsucht nach Frieden spürbar. Doch was ist eigentlich Frieden? Was bedeutet Frieden für mich? Diese Frage tauchte direkt beim ersten Vortrag von Felix Kleymann am Dienstagnachmittag auf und ließ mich immer wieder und tiefer darüber nachdenken. Meine persönliche Vorstellung von Frieden ist jene, dass zwischen uns Menschen Wohlwollen herrscht – kein Egoismus, kein Neid, keine Missgunst, sondern das gemeinschaftliche Wohl aller Menschen ist Weg und Ziel einer jeden Person auf dieser Erde. Das bedeutet nicht, dass es keinen Streit mehr gibt und die Welt in kuschelig-wohliger Harmonie lebt. Denn Meinungsverschiedenheiten gehören im menschlichen Zusammenleben einfach dazu und sind obendrein bereichernd sowie richtig und wichtig. Frieden ist auch im Streit möglich, wenn denn die innere Friedenshaltung allen Geschöpfen und der ganzen Welt gegenüber gelebt, beibehalten und weitergegeben wird. Diese Friedensvorstellung ist für mich eine Vorahnung auf den Himmel und Gottes Neuer Welt bereits hier auf Erden. So zu handeln und zu leben, sich für andere einzusetzen und niemanden an den Rand der Gesellschaft zu drängen, ist eine Bewegung nach oben, die Früchte trägt und uns in innerem und äußeren Frieden leben lässt. Vielleicht kann ich es auch so ausdrücken: Frieden bedeutet Mit-Gott-Sein.

Dazu formuliert Huub Oosterhuis folgende Gedanken:

Dieses Mit-Gott-sein, das manchmal schon hier auf Erden erfahren wird – es wird kein Ende haben. Himmel ist ein Pseudonym für Gott. Himmel ist: Gott-der-für-mich-dasein-wird.

 

Thale Schmitz

 

Evangelium

Joh 13, 31–35: Das neue Gebot der Liebe

31 Als Judas fort war, sagt Jesus: „Jetzt wird Gott zeigen, wer der Menschensohn wirklich ist, und durch ihn wird Gott selbst in seiner Liebe und Größe sichtbar.

32 Am Ende wird Gott ihm seine eigene Herrlichkeit schenken und das geschieht bald.

33 Denn bei euch, meine Kinder, werde ich nur kurze Zeit sein. Ihr werdet mich suchen. Doch was ich schon den führenden Männern der Juden gesagt habe, muss ich jetzt auch euch sagen: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr mir nicht folgen.

34 Bevor ich euch aber verlasse, gebe ich euch ein neues Gebot: Ihr sollt einander lieben! Genauso wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieben!

35 An eurer Liebe zueinander wird die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“

 

Wir sind eins – untrennbar eins!

 

Was für ein schönes Gefühl, gehalten zu sein! Verbunden mit einer Sicherheit, die völlig unabhängig von irdischen Lebenssituationen und -umständen ist und uns jederzeit auffängt.

 

Im Evangelium spricht Jesus davon, dass er und der Vater untrennbar eins sind. Dies gilt auch für uns – wir sind in der Nachfolge Christi untrennbar mit ihm und somit mit Gott, dem Vater, verbunden. Jedes Mal erfüllt mich ein Gefühl der Erleichterung und Entspannung, wenn ich mir dies vor Augen führe oder ich durch Erfahrungen – sowohl spiritueller, liturgischer und auch zwischenmenschlicher Art – diese Entlastung real spüren darf.

 

Es gibt Schicksale und Lebenssituationen, die so tiefgreifend und existenziell sind, dass ich mich im ersten Moment keinesfalls in Sicherheit wiege, sondern mir eher der Boden unter den Füßen weggerissen wird und ich mich haltlos und verloren fühle. Es scheint für diese Augenblicke, als würde mein Leben am seidenen Faden hängen. Das entspricht absolut nicht der Wahrheit. Vielleicht ist das Tau kurz gelockert – zumindest in meinem Empfinden –, doch die Verbindung ist und bleibt vollkommen massiv und stabil. Schön finde ich auch den Begriff „Tau“ – das franziskanische Symbol und der griechische Buchstabe sind sehr passende Homonyme (äußerlich gleiche Ausdrücke, die für verschiedene Begriffe stehen). Ich trage das Tau als Kette um meinen Hals und es ist mir zur Gewohnheit geworden, es fest mit der Hand zu umschließen, wenn ich mich in herausfordernden oder sogar bedrohlichen Situationen befinde. Das vom Heiligen Franziskus gewählte Tau-Kreuz ist ein Zeichen des Segens und des Friedens – sowohl innerlich als auch äußerlich. Es spendet Trost, Kraft und Freude und drückt aus, dass wir alle von Gott erwählt sind und unter seinem Schutz stehen. Durch das Tragen des Tau-Kreuzes möchte ich zeigen, dass auch ich versuche, wie Franziskus Zeichen der Liebe Gottes für diese Welt zu sein. Das Tau – in seiner franziskanischen Bedeutung sowie in seiner Bedeutung als Seil – hat daher besondere Symbolkraft für den Glauben. Eine weitere Bedeutung ist der Morgentau als Niederschlag, der im Laufe des Vormittages vergeht und sich dem manchmal trüben Tagesbeginn wieder beugt. Auch daran kann das Tau uns immer wieder erinnern – Hoffnung auf Erneuerung und Verflüchtigung von Not und Sorgen und allem, was dunkel erscheint.

 

Thale Schmitz

 

Evangelium

Joh 10, 27–30:

27 Meine Schafe erkennen meine Stimme und folgen meinem Ruf. Auch ich kenne sie und

28 ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals verloren gehen. Niemand kann sie mir aus den Händen reißen, weil niemand sie aus den Händen meines Vaters reißen kann.

29 Er schützt die, die er mir gegeben hat, und er ist stärker als alle anderen Mächte.

30 Ich und der Vater sind untrennbar eins.

DER HERR AM UFER

 

Wenn wir am Ende sind mit unsrer Kraft,

mit unsrer Hoffnung, daß ein neuer Morgen kommt,

wenn wir enttäuscht die Hände sinken lassen

und meinen, alle Mühe war vergebens,

wenn unsre Netze leer sind, leer wie unsre Hände,

dann stehst du, Herr, am Ufer.

 

Wenn etwas uns gelingt, womit wir nicht gerechnet,

wenn etwas uns geschenkt wird, unverdient,

wenn meine Frau ein treuer Kumpel ist

und wenn die Kinder etwas aus sich machen,

wenn es so viele Gründe gibt zum Danke-sagen,

dann stehst du, Herr, am Ufer.

 

Wenn wir an Menschen denken, die der Hunger quält,

denen der Reis fehlt und der Fisch, ihr täglich Brot,

wenn wir an jene denken, die nach Liebe hungern,

nach Anerkennung, Zärtlichkeit, Gerechtigkeit,

wenn wir an unsre eigene unerfüllte Sehnsucht denken,

dann stehst du, Herr, am Ufer.

 

Wenn uns die Schuld bedrückt, weil wir verleugnet

haben und verraten oder einfach nur vergessen,

wenn uns ein Name einfällt, den wir schwer enttäuscht,

den wir zu wenig liebten, dem wir Unrecht taten,

wenn wir uns fragen, ob wir dich wohl lieben, Gott,

dann stehst du, Herr, am Ufer.

 

Wenn wir zurück an unsre Jugend denken,

an unsre Pläne, die Begeisterung, den Schwung von einst,

wenn wir uns heute sehen und bedenken,

was denn die Früchte sind aus allen diesen Knospen,

wenn wir versuchen, mühsam das zu lernen jetzt:

mich führen lassen, wohin ich nicht will,

und trotzdem dieser Führung zu vertrauen,

dann stehst du, Herr, am Ufer.

 

Wenn wir uns sammeln jetzt um einen schlichten Tisch,

auf dem nichts steht als etwas Brot und Wein,

ein Bissen nur, ein Schluck zum Überleben,

wenn wir das alles, was sich angesammelt hat in uns

an Hoffnung und Enttäuschung der vergangenen Woche,

zusammenfassen in die knappe Bitte:

„Herr, bleibe bei uns!“ – jetzt in dieser Stunde,

und gleich, wenn wir hinausgehn,

und morgen, wenn der graue Alltag wieder kommt,

dann stehst du, Herr, am Ufer.

ZU JOHANNES 21

Hermann Josef Coenen

 

(Aus: Coenen, Hermann Josef (1991): Dann stehst Du am Ufer. Anstiftungen zum Glauben (Patmos Verlag Düsseldorf), S. 50/51.)

Schwachstellen siegen!

In einer Welt, in der sich alles um Schönheit dreht, in der Vollkommenheit angestrebt und angebetet wird, werden Wunden und Narben als Schwachstellen und beschämend erachtet. Die gemeingesellschaftliche Meinung lautet: „Betäube den Schmerz oder überdecke ihn zumindest. Verstecke ihn und zeige ihn niemandem!“

Die Zeichen Jesu Leidens sind an seinem auferstandenen Körper immer noch sichtbar. Sie zeugen von der Tiefe seiner Liebe, von der Demütigung, die er erfahren hatte, und von seinem Tod. Der Verwundete war nun der Auferstandene, aber der Auferstandene ist und bleibt der Verwundete.

Es gibt die große Versuchung, die Auferstehung als Vollkommenheit, als Wegfall von Schmerz, Leiden und Tod zu betrachten. Die Auferstehung möge der Tag sein, an dem aller Schmerz vorbei und alle Zeichen von Leid und Pein verschwunden sind. Dabei können genau diese Wunden und Narben zum Zeugnis für andere werden – sie erzählen eine Geschichte. Ich bin zwar verwundet worden, aber Jesus hat mich getröstet und geheilt. Ich bin NICHT lebenslang gebrandmarkt, sondern Gott hat meinem Schmerz und meinem Leiden ein Ende bereitet. Unsere Wunden und Narben machen Jesu Liebe sichtbar, wenn wir den Mut haben, unsere Hände zu öffnen und sie zu zeigen. Lasst uns unsere Wunden offen tragen – wenn es nicht notwendig ist, sogar ohne ein Pflaster zu verwenden. Auferstehung bedeutet, dass durch Gottes Kraft auch (und nicht sogar) unsere Wunden verherrlicht werden. Sie offenbaren einen Gott, der mit den Menschen leidet und selbst vor Schmerzen und traumatischen Erlebnissen nicht zurückschreckt – nicht körperlich, nicht emotional, nicht psychisch, nicht geistlich.

 

Jesus, deine Wunden mögen alle unsere Verletzungen in sich aufnehmen. Sie sind eine Erinnerung daran, dass unsere Geschichte der Erlösung nicht nur mit Stift und Tinte geschrieben wurde, sondern mit Blut und Tränen. Eine Geschichte der Liebe und Hoffnung für uns alle. Danke, dass du vor keinem Leid zurückschreckst und uns auch Verwundungen schenkst, die Teil von uns sind und uns zu deinem Heilsplan werden.

Denn: Wunden und Narben sind Schwachstellen, die siegen – wie du es gezeigt hast!

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Joh 20, 19-23: Jesus zeigt sich seinen Jüngern

19 An diesem Sonntagabend hatten sich alle Jünger versammelt. Aus Angst vor denen, die auch Jesus gefangen genommen hatten, ließen sie die Türen fest verschlossen. Plötzlich war Jesus bei ihnen. Er trat in ihre Mitte und grüßte sie: „Friede ist mit euch!“

20 Dann zeigte er ihnen die Wunden an seinen Händen und seiner Seite. Da wurden die Jünger von großer Freude erfüllt, als sie ihren Herrn sahen.

21 „Friede ist mit euch!“, sagte Jesus noch einmal zu ihnen. „Wie mich der Vater in diese Welt gesandt hat, so sende ich jetzt euch in die Welt!“

22 Dann hauchte er sie an und spricht: „Empfangt Heiligen Geist!

23 Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen. Und denen ihr die Sünden behaltet, sind sie behalten.“

TROTZDEM

 

So viele Menschen gehen heute schlafen und haben kein weiches, bequemes Bett. Sie hören Bomben und Raketen und werden wachgehalten von Angst und Sorge.

So viele Menschen leben in großer Traurigkeit. Der Schmerz und die Sehnsucht sind so groß, dass sie Freude und Dankbarkeit ersticken.

So viele Menschen sind rast- und ruhelos. Sie sind geplagt von der Vergangenheit, Ungerechtigkeiten, Entbehrungen, Gewalt und Konflikten.

Sie setzen all ihre Kraft ins Überleben oder in die Verdrängung, um nicht zu verzweifeln und wieder Sinnhaftigkeit zu spüren.

 

So viele Menschen warten – im Krankenhauszimmer, in der Zelle, im Bunker;

auf einen Anfang oder das Ende.

Sie warten auf Nachrichten, auf einen Anruf, auf ein Wort.

Sie warten auf einen, der nach Hause kommen wird.

Sie warten auf eine, die nicht nach Hause kommen wird.

Andere warten, ohne zu wissen, warum oder worauf sie warten.

Und sie alle warten auf das Ende des Wartens.

 

Und wie geht es mir eigentlich? Die Welt ist aus ihren Fugen geraten und es herrscht viel Unsicherheit und Angst um mich herum. Nicht nur in Deutschland, auch in ganz Europa und auf der ganzen Erde gibt es besorgniserregende Zustände, die auf den Magen schlagen können.

Ich bin so dankbar für meine Lebensumstände und doch ist es die Ungerechtigkeit in der Welt, die mir zu schaffen macht. Ist es nicht unfair, dass ich jeden Tag wertvolle Begegnungen und schöne Momente erleben darf? Ist das vielleicht auch bald vorbei?

 

Heute will ich mich trotzdem oder gerade deshalb auf die Hoffnung fokussieren!

Und auch wenn es nicht klappt, ist Jesus trotzdem auferstanden!

Ich wünsche Ihnen und Euch gesegnete Ostern mit neuer Hoffnung und Zuversicht.

 

Thale Schmitz