Ist es nicht so, dass wir uns manchmal an etwas oder jemandem festbeißen und genau dann funktioniert es überhaupt nicht. Ich kenne das zum Beispiel, wenn ich mir wünsche einer Person mal wieder unverhofft über den Weg zu laufen. Dann denke ich bei jedem Spaziergang in der Wohngegend darüber nach, ob sich wohl eine Begegnung ergeben könnte. Wenn ich aber überhaupt nicht drüber nachdenke und womöglich an einem völlig anderen Ort bin, passiert es plötzlich und ich treffe die Person wieder. Das finde ich immer total spannend und empfinde es als wundersame Fügung, dass die Begegnung stattgefunden hat. Gleichzeitig ist es die große Herausforderung in anderen Situationen nicht beinahe zwanghaft darüber nachzudenken, wo ich mit einer potenziellen Begegnung rechnen könnte. Das ähnelt dem Gedankenspiel „Bitte nicht an einen rosa Elefanten denken!“
Vielleicht ist es ähnlich und doch anders mit dem Erwarten des Menschensohnes oder anders ausgedrückt mit dem Hoffen auf das Ankommen Jesu im Advent. Wir mögen wachsam sein, um ihn jederzeit willkommen heißen und vorher überhaupt entdecken sowie erkennen zu können. Gleichzeitig wird er genau dann kommen, wenn wir ihn nicht erwarten.
Das ist eine Spannung, die vielen Menschen im Glauben zu schaffen macht. Denn es ist durchaus möglich, dass wir Jesus in gewissen Momenten und Nöten besonders suchen und hinter jeder Ecke vermuten und finden möchten – doch genau dann ist seine Nähe gar nicht spürbar. Dann werden die Fragen „Warum?“ und „Gibt es Dich wirklich?“ groß und die Not wird umso größer. Genau in diesen Krisenzeiten standhaft und hoffend zu bleiben und sich Jesus dennoch ganzheitlich im Gebet anzuvertrauen, ist wirklich herausfordernd. Ich durfte im Leben schon so oft die Erfahrung machen, dass es sich lohnt und wundersame Fügungen genau dann auf mich warten, wenn alles nur noch aussichtslos erscheint und ich beinahe aufgeben möchte. Ich empfinde diese Wendungen immer als Auferstehungserfahrungen und bin rückblickend dankbar dafür, dass es genau so gekommen ist und ich dieses Wunder der Nähe Jesu erleben durfte.
Wir dürfen – gerade im Advent – gewiss sein: Er ist auf dem Weg zu uns – da läuft uns einer entgegen! Also machen wir uns bereit! Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten 1. Advent!
Thale Schmitz
Evangelium: Mt 24, 37–44
37 Wenn der Menschensohn kommt, wird es auf der Erde so sein wie zur Zeit Noachs, als die große Flut hereinbrach.
38 Damals dachten die Menschen auch nur ans Essen, Trinken und Heiraten,
39 bis Noach in die Arche stieg. Die Leute glaubten nicht an das Unheil, bis die Flut sie alle mit sich riss. So wird es auch beim Kommen des Menschensohnes sein.
40 Zwei Männer werden zusammen auf dem Feld arbeiten. Der eine wird mitgenommen und der andere bleibt zurück.
41 Zwei Frauen erledigen gemeinsam ihre Hausarbeit; die eine wird mitgenommen, die andere bleibt zurück.
42 Ihr sollt wach bleiben. Ihr wisst ja nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43 Eines ist sicher: Wenn der Hausherr wüsste, wann ein Dieb bei ihm einbrechen will, würde er wach bleiben und sich vor dem Dieb schützen.
44 Seid also zu jeder Zeit bereit, denn der Menschensohn wird dann kommen, wenn ihr nicht damit rechnet.“