Vor 60 Jahren bekam der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King den Friedensnobelpreis. Bei der Verleihung sagte er: „Ich weigere mich zu glauben, der Mensch sei lediglich Wrack- und Strandgut im Strom des Lebens. Ich weigere mich, die Ansicht zu übernehmen, die Menschheit sei so tragisch der sternenlosen Mitternacht des Rassismus und des Krieges verhaftet, dass der helle Tagesanbruch des Friedens nie Wirklichkeit werden könne. Ich weigere mich, die zynische Meinung zu übernehmen, eine Nation nach der anderen müsse eine militaristische Stufenleiter hinabsteigen bis in die Hölle thermonuklearer Vernichtung. Ich glaube, dass unbewaffnete Wahrheit und bedingungslose Liebe das letzte Wort in der Wirklichkeit haben werden.“
Diese Worte Martin Luther Kings erinnern mich beinahe an Jesu Worte im heutigen Evangelium – vielleicht anders ausgedrückt und in ein neues Zeitalter versetzt und angepasst. Spannend finde ich die Wortwahl von „Wirklichkeit“ – für mich klingt es so, als würde Martin Luther King damit die himmlische Welt bezeichnen, die im Idealfall schon auf Erden einen Hauch von Gottes neuer Welt erahnen lässt.
Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit! (Psalm 86, 11)
Dieser Psalmvers kam mir dazu passend durch die Losungen unter die Finger und ich habe ihn ab sofort in meine täglichen Gebetszeiten aufgenommen. Es steckt alles drin, gebündelt in einem Satz und einer Bitte – alles, was ich tue und alle Wege, die ich einschlage, mögen in deiner Wahrheit sein oder sich ihr zumindest annähern können.
Und wenn wir auf diesen Wegen bleiben, verspricht uns Jesus:
Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. (Joh 8, 32)
Martin Luther King hat dies erkannt und sich mit seinem ganzen Leben bis zuletzt für die Gerechtigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen eingesetzt. Lasst uns unseren Träumen Taten folgen lassen, Zeichen der Wahrheit setzen und Werkzeuge dieser Hoffnung werden. Wie lebt es sich besser als in der wahren Freiheit Gottes?!
Thale Schmitz
Evangelium:
Joh 18, 33b–37:
33b Pilatus fragte Jesus: „Bist du der König der Juden?“
34 Jesus entgegnete: „Bist du selbst auf diesen Gedanken gekommen oder haben es dir andere über mich erzählt?“
35 „Bin ich etwa ein Jude?“, fragte Pilatus. „Die führenden Männer deines eigenen Volkes haben dich hergebracht. Was also hast du getan?“
36 Jesus antwortete: „Mein Königreich gehört nicht zu dieser Welt. Wäre ich ein weltlicher Herrscher, dann hätten meine Leute für mich gekämpft, damit ich den mächtigen Männern unter den Juden nicht in die Hände falle. Aber mein Reich ist von ganz anderer Art.“
37 Da fragte ihn Pilatus: „Dann bist du also doch ein König?“ Jesus antwortete: „Ja, du hast recht. Ich bin ein König. Und dazu bin ich geboren und in diese Welt gekommen, um ihr die Wahrheit über Gott zu bringen. Wer bereit ist, auf diese Wahrheit zu hören, der hört auf mich.“